Schwerhörigkeit, Envoy-Implantat
A A A

Schwerhörigkeit, Envoy-Implantat

Mehr als die Hälfte der über 60-jährigen leiden an einer beginnenden oder ausgeprägten Hörschwäche, auch Altershörschwäche genannt.

Mit einem herkömmlichen Hörgerät wollen jedoch viele nichts zu tun haben. Zu unbequem, schwere Handhabung, schlechte Tonqualität, kurze Batterielaufzeit und viele weitere Nachteile.

Ein relativ neu entwickeltes Implantat, verspricht Besserung in vielen Bereichen. Das „Esteem-Hörimplantat“ wurde in den USA entwickelt und hat seit 2006 die Zulassung für Europa. In Deutschland wird es von der Envoy Medical GmbH in Köln vertrieben. Die Implantate werden in Kliniken eingesetzt, mit denen „Envoy“ kooperiert, wie z.B. die HNO-Klinik in Köln, Holweide.

Die verwendeten Materialien kommen aus dem Bereich der Herzschrittmacher. Also nichts Neues was eine Abstoßungsreaktion als Risiko nahezu ausschließen kann. Das Implantat wird vollständig implantiert, wovon Sensor und Treiber ins Mittelohr und ein Audioprozesser unter die Haut, direkt hinter die Ohrmuschel eingesetzt werden .

Das Trommelfell nutzt als natürliches Mikrofon. Der Schall wird in elektrische Impulse umgewandelt. Die Ohrmuschel wirkt als Schalltrichter. Damit entstehen nicht mehr die Hintergrundgeräusche und Rückkopplungen, wie bei klassischen Hörgeräten. Das Ohr wird in seiner Funktionsart auf natürliche Weise benutzt. Die elektrischen Impulse werden an den Audioprozesser weiter geleitet, der wiederum die Schwingungen auf Steigbügel und Hörschnecke überträgt. Der Audioprozessor wird nach den individuellen Hörbedürfnissen des Trägers programmiert. Mit einer Fernbedienung kann der Träger u.a. die Lautstärke regeln.

Die Operationsrisiken werden als gering eingeschätzt, gemessen an dem Risiko, was bei jedem Eingriff vorhanden ist.

Die OP wird unter Vollnarkose durchgeführt und dauert 3-4 Stunden. Im Regelfall ist nur ein kurzer Klinikaufenthalt vorgesehen.

Der postoperative Schmerz (nach OP) ist sehr gering.

Da das Implantat vollständig implantiert wird, ist es quasi unsichtbar und stört auch nicht beim Duschen, Baden oder anderen Aktivitäten.

Das Gerät ist 9 Jahre lang wartungsfrei. Battreien halten bis zu 4 Jahren.

Für das Implantat müssen u.a. folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • stabile Schallempfindungsschwerhörigkeit
  • Schwerhörigkeit muss innerhalb des markierten audiometrischen Bereichs liegen
  • Sprachverständnis von wenigstens 60% muss vorhanden sein
  • normale Mittelohranatomie

Nicht eingesetzt werden kann es bei:

  • sklerotischem (verhärtet) oder kleinem Mastoid
  • durch Narben hervorgerufene Keloidbildung
  • chronischer Mittelohrentzündung im Erwachsenenalter
  • Innenohrerkrankungen
  • anatomische Anomalien
  • Tinnitus
  • medizinischer Kontraindikation in Bezug auf Materialien und OP-Verfahren

Das Implantat ist kein Wundergerät und ist inkl. Nachsorgekosten, selbst nach 100%igen steuerlichem Abzug noch richtig teuer. Aber das Cochleaimplantat brauchte auch eine Weile um sich auf dem Markt durchzusetzen. Mittlerweile ist es etabliert und die Kosten werden im Normalfall sogar von den Krankenkassen übernommen.