Pflegefall – und nun?
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Pflegefall – und nun?

Ein Pflegefall zu werden oder jemanden zu kennen, der einer geworden ist, wünscht sich natürlich niemand. Nicht nur für den Betroffenen selbst, auch für die Angehörigen ist dies ein schwerer Schicksalsschlag. Es ist eine Lebensveränderung eingetroffen, die nicht mehr rückgängig zu machen ist. Nichts wird mehr so sein, wie es war. Es bedarf einen langen Prozess, bis dieses richtig realisiert und auch akzeptiert werden kann.

Zuerst stellt sich oft die Frage, wer die Pflege übernimmt. Häufig wollen die Angehörigen dies selbst tun. Sie wissen zwar, dass dies ein enormer Aufwand sein wird, den Meisten ist aber nicht im Detail bewusst, wie sich dieser Aufwand wirklich darstellt, da sie in der Regel keine pflegerische Erfahrung haben. Sich schon in der Klinik mit dem Arzt- und Pflegepersonal über das zu Erwartende ausführlich zu unterhalten, kann sehr hilfreich sein. Je nach Krankheitsbild und -zustand variiert der pfegerische Aufwand. Oft ist auch nicht abzusehen, in wie fern sich der Gesundheitszustand vielleicht doch noch verbessert.

Eine Entscheidung muss jedoch zeitnah gefällt werden. In der Regel sind die Betroffenen da meist noch in einem traumatisiertem Zustand, der eine freie Entscheidung beeinträchtigt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Pflegeeinrichtungen bei der überwiegenden Bevölkerung immer noch einen negativen Ruf haben.

Leider, denn in diesem Punkt hat sich in den letzten Jahren doch sehr vieles verändert. Natürlich ist Personalmangel ein führendes Thema. Doch es gibt zum einem verschiedene Einrichtungsarten und zum anderem sind alle Einrichtungen einer immer stärker werdenden Konkurrenz unterzogen und müssen daher zunehmend mehr Wert auf Qualität und Profesionalität legen.

Pflichtbewusstsein aus Liebe ihren Angehörigen gegenüber, ist der häufigste Grund, weshalb die Pflege in den eigenen vier Wänden selbst übernommen wird. Im ersten Ansatz ist dieser Beweggrund auch völlig in Ordnung.

Jedoch,- ist es wirklich ein Abschieben, wenn man nicht in der Lage ist, seinen Angehörigen zu Hause optimal zu versorgen? Je nach Schwere des Pflegezustandes, bedarf es nun mal einen gewissen und oft großen Zeitaufwand, pflegerisches Können, Durchhaltevermögen oder auch in der Lage zu sein, den lieben Menschen gegebenfalls leidend zu ertragen.

Das sind Dinge, die nicht verhandelbar sind.

In Anbedracht der enormen Verantwortung ist es absolut legitim sich selbst und auch verpflichtend der zu pflegenden Person gegenüber, bestimmte Kriterien gut zu bedenken:

  • Habe ich die Kraft und Gesundheit, das bei Bedarf auch Jahre durchzuhalten?
  • Ist es möglich, den zu Betreuenden allein in der Wohnung zu lassen? Wenn nicht, wie regle ich den Einkauf oder andere diverse Dinge?
  • Stehen die anderen Familienmitglieder fest hinter der Entscheidung und unterstützen mich?
  • Wie agiere ich mit dem täglichen Druck?
  • Kann ich wirklich mit der Krankheitsituation und deren Folgen umgehen?
  • Ist die Wohnung entsprechend der Pflegesituation geeignet?

und andere Fragen, die situativ und individuell sind.

Durch falsch verstandene Schuldgefühle kann es schnell zu einer Überforderung für alle Beteiligten kommen. Niemandem tut es gut, wenn der Pflegende ausbrennt und dann selbst Hilfe braucht. Darüber hinaus – jemand der auf die Hilfe anderer angewiesen ist, spürt mit ganz sensiblen Antennen zwischenmenschliche Veränderungen, zumal man sich als Familienmitglied sehr genau kennt.

Nach der Frage, wer die Pflege übernimmt, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie kann das finanziert werden?

Es kommt eine finanzielle Mehrbelastung auf Sie zu. Daher sollten Sie die dafür vorgesehenen Leistungen der Pflegekassen nutzen. 1995 wurde die soziale Pflegeversicherung eingeführt und am 18. März 2008 reformiert. Sie übernimmt allerdings nur einen Teil der Pflegekosten.

Pflegebedürftige kosten viel Geld und das Budget der Pflegekassen ist noch limitierter als das der Krankenkassen.

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